Bevor ich wusste, was aus dem Schal letztendlich werden würde, galt es ein paar Fragen zu klären. Die erste Idee war, den längst gestrickten Schal zum Loop zu schließen. Die andere, die mir erst während des Strickens kam, jeweils die Hälfte der Gesamtlänge vom Ende der zu stricken (dies mit dem Ziel, identische und hübsche Abschlusskanten zu erreichen). Für beides würde ich im Maschenstich vernähen müssen. Beim offenen Schal kommt noch die Frage hinzu, ob sich die gegengleichen Wellen gut aneinanderfügen würden. Für das Vernähen hatte ich als letzte Reihe auf der unteren Nadel Reihe 2 des Rapports, also die von der Rückseite her links abgestrickte Musterreihe, entsprechend das Maschenbild rechter Maschen auf der Vorderseite. Auf der oberen Nadel war die letzte eine Musterreihe (Reihe 1 des Rapports). Ich musste also mit dem Maschenstich das Bild einer kraus rechten Reihe erzeugen, an die untere Nadel wie eine linke Reihe anschließt und an die obere wie eine rechte. Die Maschen lagen in normaler Richtung ("western", rechtes Maschenbein vorn) auf den Nadeln. Einstechen musste ich dann auf beiden Nadeln immer zuerst von rechts nach links, dann von links nach rechts. Am rechten Rand habe ich noch ein paar Fehler gemacht, dann wurde es regelmäßiger (und beim Loop-Schal war natürlich doch wieder alles ein wenig anders). Die krause Reihe im Maschenstich liegt gerade zwischen den Wellen zu beiden Seiten. Beulen oder Dellen bilden sich nicht, obwohl meine Strickprobe eher fest gestrickt war. Ein beidseitig zur Mitte hin gestrickter Schal würde also problemlos funktionieren.
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Nachdem ich meinen Versuch, das Ajour-Wellenmuster in Runden zu stricken, wieder aufgeribbelt hatte, habe ich aus dem blau-lila Garn einen Schal angeschlagen. Die ursprüngliche Absicht war, ihn am Ende zum Loop zu schließen. Deshalb habe ich 33 Maschen offen über eine Nadel und ein Seil angeschlagen. Die Garnlänge pro Reihe ist vergleichbar der Rundenlänge im ersten Versuch (40 Maschen, aber dünnere Nadeln). Der Farbverlauf unterstreicht das Wellenmuster vielleicht nicht ganz optimal, aber über eine größere Länge kommen die Farbwechsel doch ganz gut zur Geltung, und ich mag es, dass sie nicht regelmäßig sind, sondern zufällig verteilt. Als ich ein gutes Stück weit gestrickt hatte (es geht so wundervoll schnell bei 33 Maschen, zumal das Muster für mich ziemlich eingängig ist), kam mir die Idee, vielleicht doch einen offenen Schal daraus zu machen, aber in zwei Hälften von den Enden her gestrickt, so dass ich identische Wellenkanten als Abschlüsse habe. Dafür war noch ein wenig Vorarbeit zu leisten: 1.) Während bei Loop Wellenberg auf Wellental trifft: wären sie bei offenen Schals gegengleich, jeweils Wellenberge und Wellentäler gegenüber: Würde das Muster das hergeben, ohne Beulen zu werfen?
2.) Wie würde das Vernähen im Maschenstich am besten funktionieren? Das müsste ja in beiden Fällen passieren, und ich wollte es auf jeden Fall vorher üben. Hier das Ergebnis der Vorübung. Letztendlich fiel die Entscheidung doch für den Loop und gegen den offenen Schal. Das lag aber nur daran, dass die Wolle für letzteres nicht ausgereicht hätte. Bei meinem Versuch, das Wellenmuster in Runden zu verstricken, gab es diese mysteriöse seitliche Verschiebung des Lochmusters. Zuerst war es mir unerklärlich, es kann doch keinen Unterschied machen, ob ich die Zwischenreihe von der Rückseite her links stricke oder von der Vorderseite her rechts? Erst nach einigem Knobeln und Grübeln habe ich den wahren Grund gefunden: Nichts das Stricken in Runden ist die Ursache des Problems, sondern die Art, wie ich die Maschen auf dem Nadelspiel verteilt hatte. Um zu vermeiden, dass ein Umschlag am Anfang oder Ende der Nadel liegt, bleibt einzig die Möglichkeit, die doppelt überzogene Masche entweder als letzte (wie im Schema der Rapport, mit durchgezogener Linie umrahmt) oder als erste auf den Nadeln liegen zu haben. Dann hätte ich aber in jeder Musterreihe vor dem Überziehen eine Masche von der vorherigen bzw. der folgenden Nadel umverteilen müssen, damit das Muster symmetrisch bleibt.
Das finde ich ebenso unattraktiv wie Umschläge am Nadelende, so dass ich dieses Muster nur im absoluten Ausnahmefall auf einem Nadelspiel stricken würde, sondern eher den Rapport wieder um eine Masche erweitern. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich immer den Ehrgeiz, so dünn spinnen zu können, dass ich zweifädig verzwirnt Garnstärken jenseits der 600 m Lauflänge auf 100 g erreiche, also Lacegarn. Als ich darauf verfallen bin, beim Henkys die Bremse komplett zu lösen, ging das plötzlich, und nicht nur 600 m, sondern ohne größere Mühe zwischen 800 und 900. Aber nun, was tun damit? Ich hatte noch nicht einmal passende Strick- oder Häkelnadeln, um so dünne Garne zu verarbeiten. Ein lösbares Problem, Nadelspitzen in Stärke 1,5 waren schnell bestellt und schnell geliefert. Ich habe dann den Lochmuster-Schal aus dieser Wolle angeschlagen und über zwei Monate lang daran gestrickt, ständig frustriert, nach stundenlangem Stricken dem Ziel kaum erkennbar nähergekommen zu sein. Inzwischen ist er fertig, ein Leichtgewicht von ca. 80 g, was ich gern trage. Aber an solchen Unendlichkeitswerken habe ich nicht wirklich Spaß. Hier war immerhin das Muster ein wenig fordernd, aber trotzdem habe ich das Ende herbeigesehnt. Fazit: Es ist nicht so, dass ich das nie wieder tun würde, aber definitiv nur für ganz besondere Projekte. Ansonsten entweder für zweifädige Garne nicht ganz so fein spinnen, oder aber dreifädig verzwirnen.
Den blauen und den violetten Strang der Färbung mit Säurefarben habe ich zusammen versponnen, einfach nur verschieden lange Abschnitte abwechselnd zu zwei nicht ganz so dünn und fest versponnenen Single-Garnen, die ich dann miteinander verzwirnt habe. Das Ergebnis gefällt von der Haptik, die Farbzusammenstellung gehört zwar nicht unbedingt zu meinen Top-Favoriten, aber solche Farbtöne haben sicher auch Fans. Und dieser Zuckerstangen-Effekt an sich, nun ja, ich finde ihn immer noch gewöhnungsbedürftig. Die Strickprobe im Wellenmuster offenbarte dann, dass die Länge zwischen den Farbwechseln viel zu groß ist für dieses Muster in dieser Rundenlänge. Und noch etwas anderes zeigte sich, was mich absolut ratlos zurücklässt: das Muster ist asymmetrisch, es zieht sich spiralförmig nach links, und das passiert beim Stricken in Runden nicht etwa nur mit dem selbstgesponnenen Garn, sondern genauso mit maschinell versponnenem. Die relativ kleine Menge Wolle aus dem Färbeunfall musste umgehend aufs Spinnrad. Ich finde das Farbspiel grandios, es erinnert mich an die Anlauffarben von Buntkupferkies oder ähnlicher Erze: (© Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0) Obwohl der Batikeffekt recht kleinteilig ist, ließen sich die einzelnen Farbpartien doch einigermaßen lang ausspinnen, nachdem ich dazu übergegangen war, breitere Streifen vom Strang zum Spinnen abzutrennen, als ich es normalerweise mache. An zwei Stellen habe ich etwas von der giftgrünen Wolle mit eingesponnen. Das hat nicht besonders gut funktioniert, ich musste mich ganz stark darauf konzentrieren, dass immer etwas von beidem eingezogen wird, anstatt auf Drallmenge und Garnstärke zu achten. Aber wer weiß, vielleicht erweisen sich diese etwas schrillen Abschnitte ja als Hingucker in der fertigen Wolle. Denn bisher ist es nur ein Singlegarn. Zum Verzwirnen mit einem gleichfarbigem ist kein Material mehr vorhanden, und selbst wenn fürchte ist, das würde Matschfarben ergeben. Beim Navajozwirnen bleiben die Farben klarer, zumindest sofern die Länge der einzelnen Farbabschnitte ausreichend ist, aber sie verkürzen sich dadurch um 2/3. Die dritte Möglichkeit wäre, es mit einem unifarbenen zu verzwirnen, wahlweise naturweiß, dunkel oder eine der Farben aus dem Spektrum der ersten Färbung (oder theoretisch auch mit einer ganz anderen). Hier bliebe die Länge der Farbabschnitte erhalten, aber die Farbe verändert sich. Pastellfarben will ich nicht, von den Farben könnte ich mich nicht für eine entscheiden, also geht die Tendenz zu naturdunkler Wolle. D.h. das kleine Knäul muss warten, bis es wieder warm genug ist, um Wolle zu waschen. Ich würde gern versuchen, diese Färbung noch einmal zu wiederholen mit dem Ziel, ähnliche Farben zu erreichen, aber mit längeren gleichfarbigen Abschnitten.
Lange habe ich hin- und herüberlegt, versucht mich über die Umweltverträglichkeit von Säurefarben zu informieren, und irgendwann schließlich die Grundfarben Cyan (bei Eurolana Türkis genannt), Gelb, Magenta und Schwarz bestellt, um zum ersten Mal unversponnene Kammzüge zu färben (das traue ich mich mit Naturfarben nicht). Außerdem musste noch eine Feinwaage her, um Mengen unter 1 g abwiegen zu können. Als nächstes habe ich ein bisschen mit einem Färbwähler herumgespielt, um ein paar gut harmonierende Wunschfarben zu finden und mir die CMYK-Werte dazu notiert, um einen Richtwert für die Mischungsverhältnisse zu haben. Vom Farbpulver habe ich je 1 g auf 10 ml destilliertes Wasser in kleine Tropfflaschen gefüllt. Das hat den Vorteil, dass ich anschließend nicht mehr mit Maske arbeiten musste und sich diese Stammlösungen einigermaßen planbar dosieren lassen (20 Tropfen entsprechen 1 ml und enthalten ca. 0,1 g Farbstoff - schütteln nicht vergessen!) Meine Vorstellung war, dass ich ein größeres Stück vom Kammzug Himmelblau und je zwei kleinere Eisblau und Blauviolett färbe. Die erste Färbung sollte also das Blau aus ca. 18:11 Cyan und Magenta werden. Den Kammzug habe ich in lockere Luftmaschen gelegt, das hatte ich irgendwo aufgeschnappt. Farbe in den Topf, einen guten Schuss Essigessenz dazu, die vorher eingeweichte Wolle hinein und langsam erhitzen. Aber was ist das?? Die Wolle schreiend pink, das Wasser leuchtend türkis. Wie kann das sein? Ich habe noch etwas mehr Essig dazugegeben, um zu wenig Säure als Fehlerquelle auszuschließen, aber das brachte auch keine Veränderung. Schließlich habe ich aufgegeben, die Wolle im Sud auskühlen lassen und gespült. Ich war ziemlich frustriert, rosa ist nicht unbedingt meine Lieblingsfarbe. Eine andere Erkenntnis aus diesem ersten Versuch: die Luftmaschen müssen wirklich extrem locker sein, sonst gelangt die Farbe nicht überall hin. Anschließend habe ich recherchiert, wo der Fehler gelegen haben könnte. Könnte es zu viel Essig gewesen sein? Das erscheint unwahrscheinlich. Als Angabe zum pH-Wert habe ich 2-5 gefunden, und unter 2 wäre ich nicht mal gekommen, wenn ich Essigessenz pur (ohne Wasser) verwendet hätte. Eine andere Möglichkeit wäre die Temperatur. Sprudelnd kochen hatte ich das Färbebad nämlich nicht lassen, sondern nur so lange erhitzt, bis der Topf deutlich (wesentlich) zu heiß zum Anfassen war, das könnten aber vielleicht auch nur 60° gewesen sein. Also habe ich mein Bratenthermometer vom Kochutensil zum Bestandteil der Färbeküche umgewidmet und einen weiteren Versuch mit dem gelben Farbstoff gestartet. Den türkisen habe ich einfach im Topf gelassen, weil ich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich Hoffnung hatte, dass er sich jemals an die Fasern binden würde. Hinein kam ca. 1/4 des misslungenen pink-weißen Kammzugs (unten im Bild ganz links) sowie ein neues ungefärbtes Stück (unten im Bild 2. von links). Das Wasser blieb lange Zeit dunkelgrün, aber irgendwann bei um die 70° schlug es in Richtung türkis um. Ah, der gelbe Farbstoff funktioniert und zieht auf die Faser auf. Ich habe vielleicht bis 75° oder maximal 80° erhitzt und die Wolle dann auskühlen lassen. Zur Überraschung war nicht nur das Gelb komplett von der Wolle aufgenommen worden, sondern nun auch ein Teil des türkisblauen Farbstoffs. Es funktioniert also doch, aber die Farbstoffe benötigen unterschiedlich hohe Temperaturen. Als nächstes Experiment habe ich einen weiteren Teil der pink-weißen Wolle in die restliche Farbflotte hineingegeben und wirklich bis nahe an 100° erhitzt. Und siehe, nun wurde die Wolle blau (unten im Bild 2. von rechts) und das Wasser klar. So is' brav, so muss das! Der Vollständigkeit halber habe ich dann noch den schwarzen Farbstoff am Rest der pink-weißen Wolle ausprobiert (unten im Bild ganz rechts), weil ich die so wie sie war nicht hätte verspinnen mögen. Auch Schwarz färbt früher als Türkis, und Türkis ist die einzige der vier Grundfarben, die beim Spülen ausblutet. Ob das mit den Farben anderer Hersteller wohl anders ist, oder sind sie chemisch identisch? Am besten von alles bisherigen Färbungen, die so ganz anders ausgefallen sind als geplant, gefällt mir tatsächlich der "Unfall" der grünen Überfärbung von pink-gescheckter Wolle ganz links. Die würde ich am liebsten sofort verspinnen, aber da es recht wenig ist, muss ich gut überlegen, mit welcher anderen Wolle sie gut zur Geltung kommt. Evtl. als dreifädiges Garn zusammen mit naturbrauner Milchschafwolle, die allerdings noch nicht gewaschen und vorbereitet ist. Bedenkenswert ist noch der Energiebedarf, der zumindest bei diesem Vorgehen mit recht kleinen Mengen Wolle und mehreren Überfärbungen ganz erheblich ist und keinesfalls geringer als beim Färben mit Naturfarben. Mit Solarfärbungen würde ich nicht die erforderlichen Temperaturen erreichen. Eine Küchenhexe, die primär zu Heizen dient und auf der nebenbei noch gekocht werden kann, wäre im Winter eine gute Lösung, oder im Sommer vielleicht überschüssige Energie aus Photovoltaik. Noch ein nachträglicher Gedanke zum Energieverbrauch: Zumindest für mehrfarbige Färbungen ist es vielleicht doch schlauer, in der Mikrowelle oder im Ofen zu färben, wie es ganz viele tun. Ich hatte Bedenken wegen des schnellen Aufheizens und Abkühlens, aber möglicherweise ist das gar nicht so schlimm, weil es keinen Überschuss an Wasser gibt, in dem die Fasern frei schwimmen. Und gerade dadurch werden eben auch mehrfarbige Färbungen in einem Färbevorgang möglich, statt die Wolle im Topf in der ersten Farbe zu färben, abkühlen zu lassen, umzuwickeln, erneut in der zweiten Farbe langsam aufzuheizen etc. Kleiner Schönheitsfehler: ich besitze keine Mikrowelle, und bei meinem Gasofen ist die Temperatur nicht wirklich kontrollierbar. Mit diesem Thema hatte ich mich im Frühjahr schon einmal auseinandergesetzt, damals für den Spezialfall von Nähten in sehr dicker Wolle. Das Übereinanderziehen der Maschen (wie beim Stricken doppelter Bündchen) finde ich nach wie vor einen guten Ansatz, der u.a. bei Mustern den seitlichen Versatz von einer halben Masche verhindert, die man beim Vernähen im Maschenstich unweigerlich hätte. Aber das für wirklich ganz dicke Wolle (dann sind es zum Glück ja auch meist nicht allzu viele Maschen) favorisierte anschließende Vernähen im Hinterstich auf der Rückseite ist mir bei längeren Nähten doch zu mühsam. Zwei alternative Methoden: 1) Für dünne bis mitteldicke Wolle: Letzte Reihen normal fest stricken, Teile rechts auf rechts zusammenlegen und Maschen paarweise übereinanderheben, so dass nur die der einen Reihe auf der Nadel liegen. Diese dann auf der linken Seite locker abketten. Das wird moderat elastisch, die Naht trägt allerdings auf der linken Seite stärker auf als bei der folgenden Methode. 2) Für alles inkl. dicker Wolle: Die letzte Reihe auf der einen Seite normal fest stricken, die andere wirklich locker auf wesentlich dickeren Nadeln (das kann gern der doppelte Durchmesser oder noch etwas mehr sein - ich habe leider kein Nadelmaß, aber ich bin geschätzt von 2,25 mm auf 4 mm hochgegangen und das war eher noch knapp, erst 5 mm lieferte richtig gelungene Ergebnisse). Wieder paarweise übereinanderheben, und zwar die festeren über die lockeren, so dass letztere auf der Nadel verbleiben. Nun auf der linken Seite in Richtung auf das Fadenende zu die letzte über die vorletzte Maschen ziehen, dann die vorletzte über die vorvorletzte usw. Nachdem die zweite über die erste gezogen wurde, den Faden durchziehen. Von der ersten Methode habe ich vor dem Ribbeln kein Bild gemacht, aber von der zweiten, die mir sehr gut gefällt, gleich mehrere: (Rechte Seite, ungedehnt - zum rechten Rand hin ist die kleinere Nadelstärke) (Rechte Seite, gedehnt - über der Naht wirken die 2re-1li-Rippen schmaler, liegen aber passgenau übereinander) (Linke Seite)
Fingerhandschuhe zu stricken habe ich mir immer ganz furchtbar kompliziert und fummelig vorgestellt. Nichts, was ich jemals machen wollte. Die Annäherung kam dann ganz langsam. Der erste Schritt waren die Armstulpen im Kaffeebohnenmuster nach der Anleitung von design-wiese.de (dort gibt es wirklich schöne Sachen, aber leider scheint die Website seit 2018 verwaist, auch Kommentare werden nicht mehr freigeschaltet). Davon habe ich aus schön weichem selbstgesponnenen Blue-Faced-Leicester-Singlegarn im letzten Herbst gleich viereinhalb Paare hergestellt, ziemlich genau nach Anleitung. Ich mag das Muster aber eigentlich gar nicht so sehr, und bis auf den partnerlosen Einzelstulpen sind sie alle verschenkt. Technisch hatte ich damit eigentlich schon alles geübt, was ich für das nächste Projekt, die Halbfinger-Handschuhe, brauchen würde: Maschen stilllegen, Stege zwischen den Fingern arbeiten, in sehr engen Runden stricken, elastisch abketten. Auch die Halbfinger-Handschuhe habe ich noch weitestgehend nach Anleitung gestrickt, lediglich für den Schaft zwei Maschen mehr angeschlagen, um es für das 2re-1li-Bündchen passend zu machen. Sie liegen schön eng an und passen mir perfekt. Das Schwerste war, das Abketten in der richtigen Weite hinzubekommen. Damit hatte ich schon bei den Armstulpen gekämpft. Erstaunlich fand ich, dass sie symmetrisch gestrickt werden, also ohne den Daumen etwas nach innen zu versetzen (oder ich habe das in der Anleitung übersehen). Sie tragen sich trotzdem gut, aber ich finde es mit versetztem Daumen stimmiger. An Technik fehlten dann für die Fingerhandschuhe nur noch die Fingerspitzen, die keine wirklich große Hürde darstellten. Hier habe ich dafür wirklich sehr mit der Maschenaufteilung gekämpft. Ich hatte noch einmal 3 Maschen mehr aufgenommen für eine etwas gemütlichere Weite, aber beim Anprobieren, nachdem der Daumenkeil fertiggestellt war, erschienen sie mir immer viel zu weit, und ich habe mehrere Male geribbelt und schließlich nur 2 x 7 Maschen mit jeweils 2 Zwischenrunden zugenommen. Die Aufteilung für die Finger ist ähnlich wie bei den Halbfingerhandschuhen, mit einer Masche mehr für den Daumen und zwei mehr für den kleinen Finger. Kürzlich sind dann noch ein weiteres Paar Armstulpen entstanden, diesmal im Ajourmuster, mit extra-elastischem Maschenanschlag von unten nach oben gestrickt, und einer Picotkante als oberem Abschluss. Nervig, aber absolut unumgänglich sind die vielen zu vernähenden Fadenenden. 4 bei Armstulpen mit Daumenloch, Minimum 8 bei Fingerhandschuhen. Und die Maschen an den Stellen, wo sich Finger trennen, ziehen sich immer sehr weit und bilden Löcher. Dem lässt sich aber durch "Combined Knitting" und Verziehen in die Nachbarmaschen einigermaßen entgegenwirken. Färbungen: Die Halbfingerhandschuhe habe ich erst nach dem Stricken mit Samtfußkrempling gefärbt. Die Farbe wirkt bei Kunstlicht mausgraubraun, im Tageslicht dagegen geht der Farbeindruck in Richtung Graugrün/Schilfgrün. Die Wolle für die Fingerhandschuhe ist im Strang zweifarbig mit Goldrute und Blauholz sowie diese beiden plus schwarzer Stockrose gefärbt. Meine Standard-Stranglänge von 126 cm reicht für Ringel nur an den Fingern, Schaft und Handfläche sind eher meliert. Auch die Armstulpen sind im Strang gefärbt, mit Alkanna. Diese Färbung ist in sich ein bisschen scheckig ausgefallen. Gundelmuster? Bis gestern nie gehört oder gesehen. Es existiert schon ziemlich lange, erfunden von Sprottenpaula, und es scheint viele Fans zu haben. Sprottenpaula selbst hat eine (anscheinend versehentliche) Variation beschrieben, wo sie an den Außenseiten des Rapports nur je eine linke Masche strickt statt zwei linke und eine rechte. Es fehlt also die wellenförmige Doppelreihe aus zwei rechten Maschen zwischen den Parallelogrammen. Diese sind dafür um einige Maschen breiter und der Rapport in Längsrichtung entsprechend länger. Das finde ich nicht so hübsch, aber generell scheint mir das Muster sehr gut für Variationen geeignet. Die findige Macherin von verdrehtemasche.de (dort bin ich darauf gestoßen) hat die Parallelogramme um zwei Maschen erweitert, die Doppelreihe aber so belassen wie im Original, um so den Rapport von 16 auf 18 Maschen zu vergrößern. Ich bin im meinem Mustertest den umgekehrten Weg gegangen und habe den Rapport von 16 auf 12 verringert, indem ich die Parallelogramme zwei Maschen kleiner gestrickt habe, und ich habe beiderseits der Doppelreihe nur eine linke Masche gestrickt statt zwei. Ersteres verkraftet das Muster meiner Ansicht nach locker. Letzteres sieht gut aus, wenn das Strickstück leicht gedehnt ist, was bei Socken und ähnlichem der Fall sein sollte. Ohne Dehnung, wie z.B. bei einem Pulli, ist die Doppelreihe nach meinem Geschmack nicht mehr deutlich genug abgesetzt, in dem Fall würde ich bei zwei linken Maschen bleiben. Am oberen Rand habe ich noch ausprobiert, wie gut der Übergang zu einem 2re-1li-Bünchenmuster funktioniert. Das gefällt mir ebenfalls gut so. Und ich habe nebenbei festgestellt, dass sich das Muster auch in Reihen halbwegs gut stricken lässt. Ungewohnt war lediglich, die Umschläge links abzustricken und dabei zu verschränken. |
MeSonst blogge ich manchmal über Essen (mit und ohne Pilze). Aber jetzt kam wieder einmal die Wolle über mich. Archiv
Mai 2024
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