In die Henkys-Spinnräder habe ich mich verliebt, als ich einen Schnupper-Workshop gebucht hatte, um herauszufinden, ob Spinnen überhaupt mein Ding werden könnte. Das Training fand auf einem anderen Spinnrad statt, das Henkys stand nur dort und entsprach vom Aussehen 100% meiner Vorstellung von einem Spinnrad: Vollholz, fast vollständiger Verzicht auf Kunststoff, schlicht und schnörkellos. Von Antriebsarten, Übersetzungen und ähnlichem hatte ich damals keine Ahnung. Das Henkys ist spulengetrieben und flügelgebremst. Dadurch hat es bauartbedingt (durch die Fliehkraft, schreibt Kathrin) einen stärkeren Einzug als flügelgetriebene/spulengebremste Räder, bei denen sich der Einzug theoretisch bis auf 0 reduzieren lässt. Mit der Zeit habe ich gelernt, relativ dünne Garne darauf zu spinnen, aber bei um die 400-500 m Lauflänge auf 100 g (zweifädig) war die Grenze erreicht. Der Versuch, noch dünner zu spinnen, ließ den Faden zumindest bei leerer Spule permanent reißen. Ab und zu sind wir auch bei dickeren Garnen in Streit geraten und es gab Tauziehen zwischen uns. Das lag in 100 % der Fälle daran, dass irgendetwas mit der Bremse falsch war. Meistens hatte sie sich unbemerkt leicht angezogen, weil ich den mit einer Schnur an der Stellschraube befestigten Haken gern zum Fixieren des Fadens in Arbeitspausen benutzt habe. Und einmal - besonders gemein - hatte sich die Halterung, in der Flügel und Spule ruhen, seitlich verdreht, wodurch die Reibung trotz vollständig gelockerter Bremse um ein Vielfaches größer war. Der Lederriemen an sich sorgt schon für eine ganz leichte Reibung, die den Einzug verstärkt. Irgendwann hatte ich die Eingebung, die Bremse ganz abzunehmen - ich spinne schließlich nicht bei so viel Seegang oder Seitenwind, dass Spule und Flügel von selbst aus der Halterung hüpfen würden, und selbst wenn wären sie ja immer noch durch die Antriebsschnur fixiert. So gelingen mir nun auch Lace-Garne von 800-900 m Lauflänge (aber das ist eine Geschichte für sich). Falls bei sich füllender Spule später doch etwas mehr Bremswirkung nötig wird, lässt sich der Lederriemen zum Glück wieder anbringen, ohne den Faden hindurchfädeln zu müssen. Das einzige Kunststoffteil ist die Treibschnur. Die ist bei mir schon ziemlich ausgeleiert und müsste eigentlich gekürzt werden. Die Henkys erklären auf ihrer Website, wie das geht, aber ich scheue mich aktuell noch, etwas Funktionierendes zuerst zu zerschneiden und es dann vielleicht nicht sauber hinzubekommen. Wahrscheinlich sollte ich mir vorher eine Ersatzschnur besorgen. Zwei für die verschiedenen Übersetzungen zu haben wäre ohnehin ganz praktisch, um den Spinnaufsatz in möglichst tiefer Position zu haben. Ein Reiserad ist das Henkys sicherlich nicht. Einige aus der Spinngruppe spinnen auch Henkys-Räder und bringen ihre mit zu den Treffen. Mit dem Auto mag das passen, aber damit in den ÖPNV gewagt habe ich mich bisher noch nicht. Bereut habe ich die Anschaffung nie, und ich bin sehr froh, der Empfehlung der Henkys' gefolgt zu sein und den optionalen Doppeltritt mitbestellt zu haben. Damit habe ich am Spinnrad eine deutlich bessere Körperhaltung. Stünde ich heute nochmal vor dieser Kaufentscheidung, würde ich evtl. alternativ das erst seit einigen Jahren produzierte, etwas teurere Spinnrad "Rhode Island" in Betracht ziehen, weil mir Kirschholz so gefällt (es dürfte allerdings weicher und damit empfindlicher sein als Robinie, aus dem die Henkys-Räder gebaut werden) und weil es durch die Kombination zweier Antriebsarten vermutlich noch mehr Möglichkeiten bietet. Oder vielleicht noch das zweifädige "Traditional" von Ashford, sofern ich es mit Doppeltritt bekäme. Es könnte aber gut sein, dass ich mich trotzdem wieder für das Henkys entscheiden würde, nicht zuletzt wegen des vergleichsweise günstigen Preises und der regionalen Produktion. Kathrin gibt auf ihrer Website Tipps zum Spinnradkauf: https://faserexperimente.de/spinnen/welches-spinnrad-kaufen/ Und Chantimanou hat hier unter dem Video eine Tabelle mit fast allen erhältlichen Spinnrädern und den Ausstattungsdetails zusammengestellt, die anscheinend auch weitgehend aktuell gehalten wird: https://chantimanou.de/spinnrad-auswahl/
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MeSonst blogge ich manchmal über Essen (mit und ohne Pilze). Aber jetzt kam wieder einmal die Wolle über mich. Archiv
Mai 2024
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