Dieses Spinnrad ist mir zugelaufen. Es hat einer Großtante meines Schwagers gehört, nach deren Tod dann viele Jahre auf dem Dachboden seiner Eltern verbracht, bis die Stiefmutter eines Tages beschloss, dass es schnellmöglichst dort weg müsse. Meine Ausführung ist ohne Zwirnvorrichtung, mit Streben im Rad und mit nur einem Pedal. Es ist auch mit Doppelpedal erhält, jedoch nicht mit Doppeltritt. Wie soll ich sagen... Es lässt sich durchaus darauf spinnen, aber so richtig Spaß macht es mir nicht. Das Rad läuft nicht ganz ausgewogen und bewegt sich etwas widerwillig über den oberen Totpunkt, und ich empfinde die Fußhaltung als zu steil.
Wie das Henkys ist es spulengetrieben/flügelgebremst, wobei mir der Einzug schwächer vorkommt als beim Henkys. Einige positive Aspekte: Die Spule hat ein sehr großes Fassungsvermögen, und auch das Einzugsloch ist sehr groß. Aus letzterem habe ich noch keine Vorteile ziehen können, aber die große Spule kommt mir zum Zwirnen gelegen. Aktuell kommt es nämlich ausschließlich zum Einsatz, wenn ich dreifädig verzwirnen will. Ich habe das Henkys ja nur in der Standardausführung mit drei Spulen statt einer gegen Aufpreis erhältlichen vierten. Das Henkys fungiert dann also mit zwei vollen Spulen auf den dafür vorgesehenen Halterungen und der dritten auf dem seitlich gedrehten Spinnaufsatz als Lazy Kate. Als Reiserad wäre es durch die kompakteren Abmessungen mit dem klappbaren "Hinterbein" zumindest etwas tauglicher als das Henkys. Ein Leichtgewicht ist es allerdings auch nicht wirklich, Vollholz wiegt eben etwas. Und ich mag nicht mit einem Spinnrad zu den Spinngruppentreffen, auf dem ich eigentlich gar nicht spinnen will. Sollte ich mir irgendwann eine portable Lazy Kate bauen, würde ich mir vielleicht das Zwirnen für die Treffen aufheben. Das Rad ist zwar eins der günstigsten aktuell hergestellten Spinnräder, trotzdem würde ich es mir nicht kaufen.
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In die Henkys-Spinnräder habe ich mich verliebt, als ich einen Schnupper-Workshop gebucht hatte, um herauszufinden, ob Spinnen überhaupt mein Ding werden könnte. Das Training fand auf einem anderen Spinnrad statt, das Henkys stand nur dort und entsprach vom Aussehen 100% meiner Vorstellung von einem Spinnrad: Vollholz, fast vollständiger Verzicht auf Kunststoff, schlicht und schnörkellos. Von Antriebsarten, Übersetzungen und ähnlichem hatte ich damals keine Ahnung. Das Henkys ist spulengetrieben und flügelgebremst. Dadurch hat es bauartbedingt (durch die Fliehkraft, schreibt Kathrin) einen stärkeren Einzug als flügelgetriebene/spulengebremste Räder, bei denen sich der Einzug theoretisch bis auf 0 reduzieren lässt. Mit der Zeit habe ich gelernt, relativ dünne Garne darauf zu spinnen, aber bei um die 400-500 m Lauflänge auf 100 g (zweifädig) war die Grenze erreicht. Der Versuch, noch dünner zu spinnen, ließ den Faden zumindest bei leerer Spule permanent reißen. Ab und zu sind wir auch bei dickeren Garnen in Streit geraten und es gab Tauziehen zwischen uns. Das lag in 100 % der Fälle daran, dass irgendetwas mit der Bremse falsch war. Meistens hatte sie sich unbemerkt leicht angezogen, weil ich den mit einer Schnur an der Stellschraube befestigten Haken gern zum Fixieren des Fadens in Arbeitspausen benutzt habe. Und einmal - besonders gemein - hatte sich die Halterung, in der Flügel und Spule ruhen, seitlich verdreht, wodurch die Reibung trotz vollständig gelockerter Bremse um ein Vielfaches größer war. Der Lederriemen an sich sorgt schon für eine ganz leichte Reibung, die den Einzug verstärkt. Irgendwann hatte ich die Eingebung, die Bremse ganz abzunehmen - ich spinne schließlich nicht bei so viel Seegang oder Seitenwind, dass Spule und Flügel von selbst aus der Halterung hüpfen würden, und selbst wenn wären sie ja immer noch durch die Antriebsschnur fixiert. So gelingen mir nun auch Lace-Garne von 800-900 m Lauflänge (aber das ist eine Geschichte für sich). Falls bei sich füllender Spule später doch etwas mehr Bremswirkung nötig wird, lässt sich der Lederriemen zum Glück wieder anbringen, ohne den Faden hindurchfädeln zu müssen. Das einzige Kunststoffteil ist die Treibschnur. Die ist bei mir schon ziemlich ausgeleiert und müsste eigentlich gekürzt werden. Die Henkys erklären auf ihrer Website, wie das geht, aber ich scheue mich aktuell noch, etwas Funktionierendes zuerst zu zerschneiden und es dann vielleicht nicht sauber hinzubekommen. Wahrscheinlich sollte ich mir vorher eine Ersatzschnur besorgen. Zwei für die verschiedenen Übersetzungen zu haben wäre ohnehin ganz praktisch, um den Spinnaufsatz in möglichst tiefer Position zu haben. Ein Reiserad ist das Henkys sicherlich nicht. Einige aus der Spinngruppe spinnen auch Henkys-Räder und bringen ihre mit zu den Treffen. Mit dem Auto mag das passen, aber damit in den ÖPNV gewagt habe ich mich bisher noch nicht. Bereut habe ich die Anschaffung nie, und ich bin sehr froh, der Empfehlung der Henkys' gefolgt zu sein und den optionalen Doppeltritt mitbestellt zu haben. Damit habe ich am Spinnrad eine deutlich bessere Körperhaltung. Stünde ich heute nochmal vor dieser Kaufentscheidung, würde ich evtl. alternativ das erst seit einigen Jahren produzierte, etwas teurere Spinnrad "Rhode Island" in Betracht ziehen, weil mir Kirschholz so gefällt (es dürfte allerdings weicher und damit empfindlicher sein als Robinie, aus dem die Henkys-Räder gebaut werden) und weil es durch die Kombination zweier Antriebsarten vermutlich noch mehr Möglichkeiten bietet. Oder vielleicht noch das zweifädige "Traditional" von Ashford, sofern ich es mit Doppeltritt bekäme. Es könnte aber gut sein, dass ich mich trotzdem wieder für das Henkys entscheiden würde, nicht zuletzt wegen des vergleichsweise günstigen Preises und der regionalen Produktion. Kathrin gibt auf ihrer Website Tipps zum Spinnradkauf: https://faserexperimente.de/spinnen/welches-spinnrad-kaufen/ Und Chantimanou hat hier unter dem Video eine Tabelle mit fast allen erhältlichen Spinnrädern und den Ausstattungsdetails zusammengestellt, die anscheinend auch weitgehend aktuell gehalten wird: https://chantimanou.de/spinnrad-auswahl/ Meine Bemühungen, extrahiertes Pigment oder das in getrockneten Blättern enthaltene Indigo in die lösliche Form zu bekommen, waren bisher ausschließlich mit starken Reduktionsmitteln wie Natriumdithionit erfolgreich, aber nicht mit Zuckerküpen. Vor Jahren hatte ich schon einmal experimentiert, ob es mit einem Kaltauszug aus frischen Pflanzen vielleicht einfacher wäre. Da muss ja bereits eine der löslichen Formen vorliegen, sonst könnte die Kaltfärbung nicht funktionieren. Der Farbstoff muss also nicht reduziert werden, sondern das Milieu nur so stark reduzierend sein, dass eine vorzeitige Oxidation verhindert wird, und das könnte vielleicht mit Fructose als Reduktionsmittel gelingen, so meine Überlegung. Ich habe also die Blätter in starker Fructoselösung gemixt (keine ganz so brilliante Idee, mit dem Mixer wird sehr viel Luft eingeschlagen - beim nächsten Mal würde ich doch wieder auf Kneten mit gummibehandschuhten Händen zurückgreifen), die Flüssigkeit durch ein Seihtuch abgegossen und mit einem Wollfaden überprüft, dass damit eine Kaltfärbung möglich wäre. Dann habe ich Soda zugegeben, um die Lösung alkalisch zu machen, und sie erhitzt. Das leider viel zu stark und lange, dabei ist der Zucker karamellisiert und wohl auch das Pigment ausgefallen, zumindest war keinerlei Blaufärbung mehr erkennbar. Die Überraschung spielte sich indessen im Seihtuch ab, das hatte nämlich ein lustiges Batikmuster bekommen, als ich die Pflanzenreste nach ein oder zwei Tagen auf den Kompost gegeben und das Baumwolltuch gespült habe. Das finde ich ziemlich bemerkenswert, weil die normale Kaltfärbung doch gar nicht mit pflanzlichen Fasern funktioniert. Und das Blau ist sogar stabil und hat das anschließende Auskochen mit Soda problemlos überstanden. Leider ist das alte Tuch bedruckt und fleckig von anderen Dingen, aber dass es sich überhaupt blau gefärbt hat ist schon eine Art Überraschungserfolg.
Die Inspiration zu diesem Muster stammt von hier (eine tolle Website, insbesondere für Accessoires wie Handschuhe, Armstulpen, Schals etc.). Ich habe es etwas anders gestrickt, nämlich den kleinsten dort präsentierten Rapport von 11 Maschen mit Hilfe einer doppelten überzogenen Abnahme noch einmal um eine Masche verkürzt, und ich habe zwischen den Reihen mit Zu- und Abnahmen alle 3 Reihen links gestrickt, also von der Vorderseite gesehen rechts-links-rechts statt wie dort links-rechts-rechts. Auch die Kante habe ich etwas anders gearbeitet, mit Kettmaschen und ohne kraus rechten Abschluss, und in der 1. Reihe wird die Mittelmasche des Lochmusters links gestrickt, so dass sich dort die "Perlmuster-Linie" ergibt, die ich auch im Ajourmuster für Socken und dem für den Rippenschal einsetze. 1. Reihe: Randmasche abheben, 2 M. linksgeneigt zus.stricken, *2 M. rechtsgeneigt zus.stricken, 1 Umschlag, 1 re., 1 Umschlag, 1 li., 1 Umschlag, 1 re., 1 Umschlag, 2 M. linksgeneigt zus.stricken, 3 M. überzogen zus.stricken*, am Rand den Rapport bis auf die letzte doppelt überzogene M. wiederholen, stattdessen 2 M. rechtsgeneigt zus.stricken, Randmasche re. 2. Reihe: Randmasche abheben, alle Maschen li. inkl. letzte Randmasche 3. Reihe: Randmasche abheben, alle Maschen li. Randmasche re. 4. Reihe: Randmasche abheben, alle Maschen li. inkl. letzte Randmasche (Für das Stricken in Reihen muss die Maschenzahl teilbar durch 10 zzgl. 3 Maschen sein.) Bzw. in Runden: 1. Runde: wie bei Reihen, jedoch nur den Rapport 2. Runde: alle Maschen rechts 3. Runde: alle Maschen links 4. Runde alle Maschen rechts (Für das Stricken in Reihen muss die Maschenzahl teilbar durch 10 sein.) Das Muster ist zwar - anders als der Schal mit Rippen und Lochmuster - auf der Vorder- und Rückseite verschieden, könnte aber trotzdem für einen offenen Schal taugen. Allerdings stricke ich immer noch am gerippten, so dass ich überlegen, stattdessen einen Loop-Schal daraus zu machen.
Möglich wäre entweder, längs zu stricken und dann untere und obere Kante im Maschenstich (bäh!) zu vernähen, oder den Schal in Runden zu arbeiten. Und, da gebe ich Doris Wiese vollkommen recht, so ein Schal wird mehrfarbig sicher am besten zur Geltung kommen. Da stellt sich dann noch die Frage nach der passenden Färbung. Meine "Haspel" ist ein JERRY-Hocker von IKEA, der inzwischen unter anderem Namen neu ins Sortiment genommen wurde, was Stränge mit ca. 125 cm Rundenlänge ergibt. Wenn ich die zweifarbig färbe, kann ich selbst beim längs gestrickten Schal kaum eine ganze Reihe stricken, bevor der nächste Farbwechsel kommt. Ich bräuchte also entweder etwas, um wesentlich längere Stränge zu wickeln, oder eine ganz andere Technik. Für den in Runden gestrickten Loop könnte vielleicht eine Option sein, den Strang in Partien von jeweils mehreren Metern zu teilen. Oder ich könnte vor dem Spinnen färben. Das habe ich mich bisher noch nie getraut (aus Angst, die Fasern könnten schlechter zu verspinnen sein), aber andere schaffen damit wahre Kunstwerke. Einige Beispiele von einer sehr erfahrenen Spinnerin könnt ihr z.B. hier bewundern: https://schaf-foren.org/viewtopic.php?t=420&start=120schaf-foren.org/viewtopic.php?t=420&start=120 Nachtrag: Zum Glück habe ich vor dem Ribbeln meine Probe noch testweise abgehäkelt, um den oberen Abschluss zu simulieren. Die Kante wurde nur ganz schwach wellig, überhaupt nicht so schön geschwungen wie die untere. Damit ist die Idee mit dem in Runden quer gestricken Loop für dieses Muster genauso aus dem Rennen wie ein offener Schal. |
MeSonst blogge ich manchmal über Essen (mit und ohne Pilze). Aber jetzt kam wieder einmal die Wolle über mich. Archiv
Mai 2024
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