Ich habe es immer gehasst, im Maschenstich vernähen zu müssen. Die Schwierigkeit, die Fadenspannung richtig hinzubekommen, ist noch das harmloseste daran. Versehentlich habe ich linke statt rechte Maschen produziert, oder es blieben am Ende auf einer Nadel mehr Maschen übrig als sie sollten. Und das hartnäckigste Problem: sehr regelmäßig sahen die Maschen in Richtung der oberen Nadel normal aus, zur unteren Seite hin hatte ich sie aber irgendwie verkreuzt und/oder in sich verdreht. Nachdem ich jetzt gerade eine längere Naht zum dritten Mal wieder aufgetrennt habe, wollte ich endlich wissen, was da eigentlich schief geht. Strickprobe in dickem Garn mit kontrastierendem Faden (und Spickzetteln für die Stichrichtung): Auf der rechten Seite sind die meisten Maschen korrekt, nur einzelne liegen verschränkt (Pfeil). Links sind viele der Maschen komplett verdreht, so dass sie trotz richtiger Stichrichtung eher wie linke als wie rechte aussehen (Kasten). Nachdem ich mir weiter genau auf die Finger geschaut habe, konnte ich die Ursachen für beide Probleme lokalisieren: Fehler 1: Die verschränkten Maschen entstehen bei mir beim 1. Stich auf der unteren Nadel, also durch die Masche, durch die der Faden schon einmal gezogen wurde und die ich als nächstes von der Nadel gleiten lasse. Die Stichrichtung ist von links nach rechts, aber ich darf nicht rechts am von oben kommenden Arbeitsfaden vorbeigehen, sondern muss links davon bleiben. (Bild leider sehr unscharf, aber das Prinzip sollte erkennbar sein.) Fehler 2: Die Ursache der komplett verdrehten Maschen liegt im 2. Stich: Der Stich ist korrekt von rechts nach links geführt, aber der Faden darf nicht (analog zur oberen Nadel) oberhalb der Nadel im Scheitelpunkt der Masche liegen, sondern muss rechts des Strickstücks unterhalb der Nadel vorbeigeführt werden. So sollte das dann aussehen: Auf diese Weise landet der nächste Stich (der 1., nachdem die beiden auf der oberen Nadel ausgeführt wurden), links von diesem, was beim Fadenverlauf wie im vorangehenden Bild kaum möglich ist.
Es gibt noch eine Variante, glatt rechts im Maschenstich zu vernähen, die mir etwas leichter von der Hand geht: Die Maschen auf der unteren Nadel abheben und drehen (oder alternativ die letzte Reihe gleich "eastern" statt "western" stricken). Auf diese Weise liegen die Schlaufen auf beiden Seiten spiegelsymmetrisch zueinander, und ich steche sowohl auf der oberen als auch der unteren Nadel durch die erste Masche immer in Arbeitsrichtung (das bekomme ich tatsächlich ohne Spickzettel hin), und ich kann den 2. Stich auf der unteren Nadel direkt im Scheitelpunkt der Masche arbeiten, genau wie auf der oberen Nadel. Ob ich dabei bleibe, weiß ich noch nicht. Für diejenigen, die geübt im Maschenstich sind und die Bewegungsabläufe nach der herkömmlichen Methode verinnerlicht haben, wäre das ziemlich sicher keine Option, aber wer wie ich mit dem klassischen Maschenstich hadert, sollte es vielleicht ausprobieren.
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MeSonst blogge ich manchmal über Essen (mit und ohne Pilze). Aber jetzt kam wieder einmal die Wolle über mich. Archiv
Mai 2024
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